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Tipps bei der Stellensuche, fachliche Herausforderungen und die kontinuierliche Fortbildung waren die Themen des zweiten Karrieretags

Bereits zum zweiten Mal wurde am 24. Oktober an der Veterinärmedizinischen Universität der Karrieretag veranstaltet. Hier konnten die Studierenden aus erster Hand nützliche Tipps und Ratschläge zu den Möglichkeiten nach dem Diplom bekommen. Wie sieht ein guter Arbeitsplatz aus, wo sollen wir eine Stelle suchen, warum lohnt es sich (auch) im Ausland zu arbeiten – auf all diese Fragen konnten die Teilnehmer eine Antwort und überdies weitere interessante Informationen erhalten.

Auf dem diesjährigen Karrieretag sprachen 4 Tierärztinnen bzw. Tierärzte über ihre eigenen Erfahrungen vor der Studierendenschaft, die so die Vorträge von Amelia Stevens, Olga Tretter, Mark Hedberg und Dániel Pleva genießen konnte. Dr. Tibor Bartha, der Prorektor der Universität für internationale Beziehungen, wies in seiner Eröffnungsrede darauf hin, dass das Geheimnis einer erfolgreichen Stellensuche auch bei Veterinärmedizinern in den sogenannten Soft Skills steckt, wie z. B. der Kommunikations- und Organisationsfähigkeit sowie der Teamarbeit. Das Ziel der Karrieretage besteht darin, dass Tierärztinnen und Tierärzte, die bereits im Berufsleben stehen, diese Fertigkeiten und ihre eigenen Erfahrungen den Studierenden vermitteln und sie so auf die Welt des Arbeitsmarkts vorbereiten.

Als erste erzählte Amelia Stevens über den steinigen Weg von der Studentin zur Tierärztin. Amelia schloss ihre Studien 2016 noch an der Veterinärmedizinischen Fakultät der Sankt-Stephans-Universität ab und arbeitete dann 2 Jahre in Wales, „mit jedem kleinen und großen Geschöpf“, wie sie es formulierte. In ihrem Vortrag gab sie im Zusammenhang mit dem Finden der ersten Stelle den anwesenden Studierenden nützliche Tipps und zeigte ihnen, wo es sich zu suchen lohnt, außerdem wies sie auch darauf hin, worauf man bei den Arbeitgebern achten muss. Auch in Bezug auf den Lebenslauf konnte sie gute Anregungen geben: „benutze nie denselben Lebenslauf für zwei Bewerbungen“ bzw. sie fasste auch zusammen, worauf man beim Bewerbungsgespräch achten muss: „Der Zweck des Bewerbungsgesprächs besteht darin, dass du erfährst, ob dir die Stelle entspricht, nicht nur darin, den zukünftigen Arbeitgeber von dir zu überzeugen.“ Am Ende des Vortrags zeigte sie anhand ihrer eigenen Erfahrungen den Studierenden auf, wie man die ersten Wochen und Monate überstehen kann – z. B. sei immer zu den Schwestern nett, informiere dich immer genau, was in der Praxis wo ist und beschaff dir gute Quellen (Applikationen, Bücher). Kein einziger Arzt kann alles wissen, wie sie ausführte, es gibt immer unerwartete und unbekannte Situationen, aber je mehr Erfahrung man sammelt, desto besser lernt man, damit umzugehen. Die Patienten interessiert nicht, wie viel du weißt, sondern es ist ihnen wichtig, wie viel du dich um sie kümmerst. Abschließend fasste Amelia in 10 Ratschlägen zusammen, worauf sich die frischgebackenen Veterinärmedizinerinnen und Veterinärmediziner vorbereiten müssen, darunter sowohl fachliche Tipps als auch nützliche Kleinigkeiten: „Manchmal werden die Flöhe von den Hundekadavern auf dich springen, da du das nächste Lebewesen mit Herzschlag bist. Rechne damit und lerne wegzuspringen.“

Mark Hedberg nahm in seinem Vortrag „Was weißt du über Krokodile?“ die Arbeitsmöglichkeiten in Übersee unter die Lupe. Wie arbeiten dort die Tierärzte? Was für Stellen werden überhaupt angeboten und mit welcher Hilfe kann ein Chirurg auf der anderen Seite des Atlantiks rechnen? Mark hob als Hauptvorteile einer Arbeit im Ausland die Berufserfahrung, die persönliche Entwicklung und die Karriereplanung hervor und natürlich, dass es einfach sehr interessant ist.

Zu den schwierigsten Faktoren der Tiermedizin außerhalb der EU in Amerika oder Australien zählt, dass man oft sich selbst überlassen ist, niemand hilft einem, man muss häufig ohne geeignete Tests und Untersuchungsmöglichkeiten (Röntgen, CT) selbst entscheiden. Die Ausstattung, die Versorgung mit Medikamenten und oft auch die materiellen Möglichkeiten, die für die Patienten zur Verfügung stehen, sind ebenfalls stark limitiert. Diese schlechten Bedingungen dürfen jedoch keine Ausrede für eine nicht adäquate Behandlung sein. Herausforderungen sind dazu da sie zu meistern, indem man sein diagnostisches und praktisches Wissen erweitert und die lokalen Infektionskrankheiten kennenlernt. Auch mit mangelhafter Ausrüstung ist da Heilen nicht unmöglich, man muss sich darauf konzentrieren, was man mit den zur Verfügung stehenden Mitteln leisten kann. In einer solchen Situation können dann auch alte Bücher über chirurgische Praktiken helfen.

So resümierte er, dass die Arbeit im Ausland zwar unter solchen Umständen schwierig und ermüdend ist, dass es sich aber trotzdem lohnt, da sie sich nicht nur sehr gut im Lebenslauf macht, sondern die Mediziner auch Fertigkeiten erlernen können, zu deren Aneignung sie sonst keine Gelegenheit haben. Wenn sie nämlich in der Lage sind, auch ohne Geräte und Medikamente ein Tier zu behandeln, was für Möglichkeiten eröffnen sich ihnen dann erst, wenn sie in einer gut ausgestatten Praxis arbeiten?

Auf diesen Vortrag folgte derjenige von Dániel Pleva PhD, der die Vorteile der Doktorandenausbildung vorstellte. Sie sind zwar keine Studierenden mehr, aber sie haben auch noch keine feste Arbeitsstelle – diese Ambiguität ist für das Leben der Doktoranden charakteristisch. Sie hören nicht nur fantastische Vorträge, forschen und experimentieren, sondern sie nehmen auch an Fachkonferenzen teil – wobei sie häufig materiell unterstützt werden, während sie an ihrem eigenen Thema arbeiten.

Der vierte und gleichzeitig letzte Vortrag auf dem zweiten Karrieretag wurde von Olga Tretter, einer Alumna unserer Universität, die hier 2010 ihren Abschluss machte, gehalten. Sie präsentierte darin vor allem ihre eigene berufliche Laufbahn. Nach dem Diplom arbeitete sie in Balatonalmádi in einer Kleintierpraxis, darauf im Vereinigten Königreich, um dann nach ihrer Heimkehr eine Stelle als Miteigentümerin und leitende Tierärztin in einer Kleintierpraxis zu übernehmen. Sie strich unter ihren Ängsten, die sie vor der Arbeit im Ausland hatte, besonders die sprachlichen Schwierigkeiten sowie ihre Furcht davor, dass ihr Fachwissen nicht ausreichen wird, dass sie sich nicht ins Team integrieren kann, heraus. Und last but not least fühlte sie sich nicht wohl dabei, ihre Freunde und ihre Familie zurückzulassen, aber für das Erreichen ihrer Ziele war es notwendig, diesen Schritt zu tun. Mittlerweile hat sie eine eigene Praxis, aber auch so bleiben die Herausforderungen nicht aus, neben dem Managen der Angestellten, der Unterstützung der Kollegen und der kontinuierlichen fachlichen Fortbildung noch Zeit zu finden, um abzuschalten, die Arbeit ruhen zu lassen und sich zu erholen. Zum Schluss verriet sie den Studierenden, was sie erst nach dem Universitätsabschluss über den Beruf gelernt hat: man kann nie alles wissen, aber man kann danach streben, als Ärztin bzw. Arzt gründlich zu arbeiten und fürsorglich mit den Patienten umzugehen. Es ist wichtig, die Arbeit und das Privatleben voneinander zu trennen, da man sich sonst nicht regenerieren kann.

Nach den Vorträgen schlossen die Teilnehmer des zweiten Karrieretags den Abend mit einer Weinverkostung ab, um dann im EQUUS-Club ihre Anspannung abreagieren zu können.