Der Campus wurde 1881 am Rande einer Stadt mit 300 000 Einwohnern erbaut. Budapest hat sich seitdem äußerst stark verändert, und wegen dieser räumlichen Entwicklung befindet sich der damalige Außenbezirk inmitten der Stadt. Es ist für uns einerseits vorteilhaft, da wegen der zentralen Lage viele Patienten die Kliniken besuchen, auf diese Weise ergibt sich während der Ausbildung die Möglichkeit zur Darstellung von Fällen und Praktika in der Klinik für Kleintiere. Andererseits sinkt die Zahl der Großtiere, da es immer schwieriger wird, kranke Tiere im großstädtischen Verkehr zu transportieren. Auch nach humanmedizinischen Gesichtspunkten ist die Heilung von Großtieren an dieser Außenstelle nicht gerade ein glücklicher Umstand. Deswegen haben wir die neue Klinik für Großtiere in Üllő, in einer idealen Umgebung außerhalb der Stadt eröffnet. Am historischen Ort blieben die Verwaltung und die sich mit theoretischer Bildung und Forschung beschäftigenden Einheiten, des Weiteren die Klinik für Kleintiere. In der an den neuen Ort umgezogenen Klinik für Großtiere haben die Studenten wieder mehr die Möglichkeit, Erfahrungen und Praxis auf diesem Gebiet zu erwerben. Beide Außenstellen sind in gleicher Weise mit modernen diagnostischen und der Heilung dienenden medizinischen Instrumenten ausgestattet, um das Niveau unserer Bildung und Forschung weiterentwickeln zu können.
Gebäude an der István Straße
Wenn wir die zweckmäßig geplanten wunderschönen neugotischen Gebäude des Parlaments und der Fakultät vergleichen, stellen wir überrascht fest, dass beide das Werk von Imre Steindl, dem berühmten Architekten, sind. Wenn wir die Gebäude näher betrachten, sehen wir, dass aus den Werken der Architekten des 19. Jahrhunderts die meisterhafte Arbeit der Handwerker nicht weggedacht werden kann. Die moderat verzierten Gebäude haben alle ihren eigenen Charakter, repräsentativ für die Universitätsgebäude der Epoche. Deswegen stehen die Gebäude der Fakultät auch unter Denkmalschutz.
Der Park und der Bulle
Unter großen Blockhäusern und zwischen verkehrsreichen Straßen in einem der am dichtesten bebauten Bezirke ist der Park der Fakultät eine richtige Oase mit seinen alten Bäumen, grünen Büschen und farbenfrohen Blumenbeeten. Der Park ist von einem Eisenzaun umgeben, dessen Pfeiler sich ebenfalls dem Stil der Gebäude anpassen – 37 unter ihnen sind mit Gusseisen-Tierköpfen geschmückt. Am Eingang steht die Skulptur eines alteingesessenen ungarischen Graurindes, das nur noch in Nationalparks zu finden ist. Der Skulptur stellt den berühmten Bullen Csatlós (Schildträger auf Ungarisch) in Lebensgröße dar, der einst der Stolz seines Besitzers war und Dutzende von Medaillen auf Ausstellungen gewann. Heute ist die Skulptur sogar eins der Wahrzeichen der Fakultät.
Alte Gebäude
Alle Gebäude sind Backstein-Gebäude, was damals typisch für Schulgebäude war. Jedes Gebäude ist unter den Dachtraufen mit Renaissance Zsolnay Keramikstreifen geschmückt. Leider zerstörten der II. Weltkrieg und die fahrlässigke Wartung später viele Elemente, deswegen ist der Original-Schmuckstreifen nur auf einem Teil der Gebäude zu sehen. Zum Glück sind jedoch viele ebenfalls aus der Zsolnay Fabrik stammende Schmuckelemente auf dem Campus-Gebiet unversehrt erhalten geblieben.
Das alte Zentralgebäude (zurzeit die Zentralbibliothek) beherbergte ursprünglich den großen Saal und die Privatwohnung des Rektoren. Das Gebäude ist von den Gebäudeeinheiten für Anatomie und pathologische Anatomie, außerdem von denen für Physiologie und Chemie umgeben. Das so gebildete Rechteck, der schönste Teil des Parks, wird an der vierten Seite vom Gebäude der Inneren Medizin abgegrenzt. Wenn wir weiterspazieren, stoßen wir in der Nähe auf die Gebäude für Pharmakologie und Chirurgie. Das letztere empfing als erstes Patienten. Von den alten Gebäuden blieben die Bibliothek und das Gebäude für Innere Medizin in ihrer ursprünglichen Form erhalten, die anderen wurden um neue Trakten oder Stockwerken erweitert. Jeder Umbau erfolgte unter der Aufsicht des Denkmalschutzamts, um den einheitlichen Stil zu bewahren. Anstelle des Stalls der einstigen Großtierklinik, in einer Umgebung voller Baudenkmäler haben wir eine Klinik für Kleintiere eröffnet, die auch den höchsten Ansprüchen gerecht wird.
Neue Gebäude
Wegen der Erweiterung und internen Modernisierung waren die alten Gebäude nicht mehr imstande, die wachsende Zahl der Studenten, Mitarbeiter und Einrichtungen aufzunehmen, deswegen wurde 1976 ein neuer Komplex am nord-östlichen Rand des Campus gebaut (Architekt: László Elekes). Der neue Komplex umfasst die Zentralverwaltung, drei Kliniken und Lehrstühle, den großen Saal, wo 500 Personen Platz nehmen können, den Turnsaal, das Restaurant und die Werkstätten. Die Architekten folgten den Traditionen der Vorgänger aus dem 19. Jahrhundert. Zum Beispiel sind die Wände des großen Saals, des Dekanats und der zwei Konferenzräume mit Holztäfelung verkleidet. Die Wände des Restaurants sind mit Reliefs geschmückt. Der Boden in der Vorhalle, im großen Saal und im Treppenhaus des zentralen Gebäudes ist mit rotem Marmor aus dem Donauknie ausgelegt. Dieses Material wird in der einheimischen Architektur seit 1000 Jahren verwendet.
Außenstellen
Der zentrale Standort kann trotz dieses voluminösen Ausbaus nicht jeden Lehrstuhl aufnehmen, von denen mehrere wegen der rasanten Entwicklung der Veterinärmedizin gegründet werden mussten. Die Lehrstühle für Epidemiologie und Mikrobiologie haben separate Orte erhalten, da beide auch mit infizierenden Stoffen in den Labors arbeiten.
Das Zoologische Institut und zwei weitere Lehrstühle befinden sich in einem schönen alten Gebäude in der Nähe des zentralen Standorts in der Rottenbiller Straße.
Die am weitesten entfernte Außenstelle befindet sich in Üllő, 30 km von der Stadt entfernt, auf einem Gebiet von 1300 ha. Die Umgebung ist eine typische Landschaft der großen Tiefebene, auf diese Weise lernen die Studenten gleich die landwirtschaftlich geprägte Umwelt von einem Großteil des Landes kennen. Das Zentralbüro befindet sich in einem alten Herrenhaus, des Weiteren sind hier das Reservat für alte ungarische Tierarten, Pferdeställe mit einer Reitschule und ein Hippodrom, außerdem die neue Klinik für Großtiere. Das Gebäude von beeindruckendem Äußeren wurde von Imre Makovecz entworfen, dem führenden Vertreter der zeitgenössischen ungarischen Architektur.