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Tiermedizin hinter den Kulissen – Interview mit einer VMUB-Alumna

Sie kümmert sich um fast 2.000 Rinder und 7.000 Schweine, geht auf Bauernhöfe und betreut Pferde, und außerdem übernimmt sie Vertretungen in einer Tierklinik. Dr. Anna Schwahofer, Alumna der Veterinärmedizinischen Universität Budapest, erzählte uns, wie sie sich auf dem Gebiet der Tiermedizin durchsetzen konnte, die bisher vor allem von Männern dominiert war.

Was genau arbeitest du?

Grundsätzlich habe ich viele Aufgaben, aber ich arbeite hauptsächlich mit Nutztieren. Ich bin als Tierärztin für drei landwirtschaftliche Betriebe zuständig, von denen zwei auf Milchkühe spezialisiert sind, mit etwa 1000 Tieren inklusive der Kälber. Einer von ihnen züchtet auch Mastrinder, das sind etwa 600 Tiere. Ich arbeite auch für einen Schweinemastbetrieb, wo ich für ca. 500 Sauen, etwa 2000 Vormastschweine und 5000 Mastschweine verantwortlich bin. Ich komme zu Tierbesitzern nach Hause und übernehme als Tierärztin die Betreuung von etwa 60 Pferden. Und manchmal helfe ich in einer kleinen Tierklinik, die einem Freund von mir gehört, aus. Ich beschäftige mich mit allem, was größer als eine Katze ist.

Wie sieht die Arbeit in einem Tierhaltungsbetrieb aus? Was sind deine Aufgaben?

Zuallererst muss man früh aufstehen. Normalerweise stehe ich zwischen 4:00 und 5:00 Uhr auf. Ein großer Teil meiner Aufgaben besteht aus Tests für die Herdendiagnostik an jedem Standort. Ich habe viel Freiheit dabei, wie ich meine Tage organisiere. Normalerweise beginne ich mit der Herdendiagnostik, bewerte dann den Zustand von Einzeltieren, führe Ultraschall-Schwangerschaftstests durch und untersuche die kranken Kälber – diese sind für mich meistens aufgelistet oder werden extra für mich von den anderen getrennt. Ich schaue sie mir gerne an, auch wenn sie nicht krank sind, nur um sicherzustellen, dass alles in Ordnung ist. Ich werde die täglichen Statistiken über die Milchproduktion überprüfen, um festzustellen, ob es einen plötzlichen Rückgang bei einem Tier gegeben hat, ich werde Impfprotokolle erstellen (welches Tier wann welchen Impfstoff erhalten muss). Gegebenenfalls kann ich sogar Operationen durchführen, z. B. in Fällen von Labmagenverlagerung. Oft werde ich abends oder am Wochenende zu schwierigen Geburten und anderen Notfällen gerufen.

Machst du die Operationen vor Ort?

Ja, alles in diesem Beruf passiert vor Ort. Ich sage in der Regel im Voraus Bescheid, wenn eine Operation erforderlich ist, die meisten Standorte haben die Ausrüstung, die notwendig ist, aber ich habe auch Ausrüstung in meinem Auto dabei. Ich muss hinzufügen, dass es so viele Operationen für Rinder gar nicht gibt, zum Beispiel werden Rinder mit gebrochenen Beinen nicht therapiert, sondern zum Schlachthof gebracht, es handelt sich schließlich um Nutztiere.

Du hast erwähnt, dass du in einem Schweinemastbetrieb arbeitest. Inwiefern unterscheidet sich die Arbeit dort von einer Rinderfarm?

In Schweinemastbetrieben gibt es etwas mehr Papierkram und die Seuchenbekämpfung ist eine besonders wichtige Aufgabe. Die individuelle Behandlung erfordert wenig Zeit, hier werden eher Gruppen behandelt, obwohl wir versuchen, mit Kollegen etwas mehr Gewicht auf Ersteres zu legen. Ich behandle grundsätzlich Gruppen, ich habe die Situation zu beurteilen, wenn Probleme auftreten und ich entscheide über die Behandlung. Ich übernehme auch Managementaufgaben, zum Beispiel ist es oft notwendig, Halter bei der Tierhaltungstechnik zu beraten.

Wie findet jemand eine Stelle in diesem Bereich? Woher weißt du, dass ein Tierarzt auf einem Bauernhof gesucht wird?

Um ehrlich zu sein, werden diese Stellen in den allermeisten Fällen nicht ausgeschrieben. Wir brauchen gute Beziehungen zu Kollegen. Als ich mich entschied, mich mit diesem Bereich der Tiermedizin zu beschäftigen, rief ich einige Kollegen an, die bereits auf diesem Sektor tätig waren, und fragte sie, ob sie einen Betrieb kennen, der einen Tierarzt sucht. Ich bekam viele Vorschläge, probierte es hier und dort und erhielt dann nach vielen Telefonanrufen endlich meinen ersten Job. Und im Fall des Schweinemastbetriebs wurde ich bereits von einem Bekannten von mir, einem Tierarzt, angerufen, der mich fragte, ob ich seine Stelle übernehmen möchte. Wir brauchen also gute Beziehungen zu Kollegen, Betrieben und sogar Pharmaunternehmen, um informiert zu werden, wenn eine Stelle unbesetzt ist. Und man muss beharrlich sein. Während meiner Studienzeit ging ich oft in Praxen, um Erfahrungen zu sammeln, und das zusätzlich zu den obligatorischen Praktika, die absolviert werden mussten. Es ist eine große Hilfe für später, wenn man so viele Fälle wie möglich sieht, denn kein Fall gleicht dem anderen.

Gilt noch immer das Klischee, dass es als Frau schwierig ist, eine Stelle als Veterinärmedizinerin zu finden?

Heute sind die meisten der BewerberInnen für eine Stelle Tierärztinnen. Das war nicht immer der Fall, sondern dieses Verhältnis hat sich erst in den letzten zehn Jahren geändert. Wer sich für die Nutztiermedizin entscheidet, sollte wissen, dass es am Anfang schwieriger ist, sich durchzusetzen. In diesem Bereich der Veterinärmedizin ist man noch nicht so daran gewöhnt, mit Frauen zusammenzuarbeiten. Wenn man sich aber beharrlich anstrengt, wird jeder früher oder später feststellen, dass es absolut nicht von Nachteil ist, eine Tierärztin zu beschäftigen. Darüber hinaus verfügen Frauen über mehr Empathie, ich weiß also wirklich nicht, warum sich Widerstand gegen uns regt.

Ich habe auch Situationen gelöst, in denen die Männer, die in den Betrieben arbeiten, gescheitert sind, weil sie es nur mit Gewalt versucht haben. Solche Situationen helfen dabei, akzeptiert zu werden. Wenn jemand engagiert ist und alles gibt, dann kann er oder sie im Bereich Nutztiere Karriere machen.

In der Fortsetzung dieses Artikels sprechen wir mit Dr. Anna Schwahofer über denkwürdige medizinische Erfolge, einschließlich des oben genannten Falls, und die Einkommensunterschiede zwischen kleinen und großen Tierpraxen. Sie wird auch etwas zu den Auswirkungen des Berufs der Veterinärmedizinerin auf menschliche Beziehungen sagen.