Der verfluchte Stier, die Campuskatze und Kolodkos Garfield – ein katzenzentrierter Spaziergang durch Erzsébetváros
Der Miau, Purring Budapest-Spaziergang von Pestbudai Séták ist eine thematische Stadterkundung für Tierliebhaberinnen und Tierliebhaber. Die Route führt durch den 7. Bezirk Budapests und verbindet versteckte Winkel, reichhaltige historische Anekdoten und einen exklusiven Zugang zum üppigen Innenhof der Universität für Veterinärmedizin Budapest – einem Bereich, der der Öffentlichkeit sonst nicht zugänglich ist. Unterwegs begegnen die Teilnehmenden zudem eindrucksvollen Beispielen der Budapester Street Art.
Die geliebte Campuskatze der Universität: Marci
Einer der spannendsten Höhepunkte der Tour ist die seltene Gelegenheit, den inneren Campus der Universität für Veterinärmedizin Budapest zu betreten. Vor der COVID-Pandemie war dieser Bereich frei zugänglich. Seitdem ist der Zutritt eingeschränkt – der Garten kann nur von außen betrachtet werden, das Betreten ist ausschließlich mit besonderer Genehmigung möglich. Dieser geführte Spaziergang eröffnet den Teilnehmenden diese seltene Chance, die architektonischen und künstlerischen Schätze der Universität aus nächster Nähe zu entdecken.
Der Campus wurde vom renommierten Architekten Imre Steindl entworfen und beherbergt zahlreiche Kunstwerke, darunter viele Bronzebüsten bedeutender Persönlichkeiten der ungarischen Veterinärwissenschaft. Andere Werke stellen Tiere dar – ein bewusstes thematisches Echo auf den Auftrag der Institution. Direkt vor dem Haupteingang steht eine lebensgroße Statue eines Ungarischen Graurinds, geschaffen von Béla Domonkos. Modell für die Skulptur war ein Stier namens Csatlós aus der Region Hortobágy. Das 1987 enthüllte Werk erlangte schnell Berühmtheit aufgrund eines eigentümlichen Aberglaubens: Studierende, die sich auf den Rücken des Stiers setzen, sollen angeblich durch ihre Prüfungen fallen. Der Legende nach entstand dieses Gerücht sogar innerhalb der Fakultät selbst. Wahr oder nicht – die Geschichte trägt bis heute zur mystischen Aura des Campus bei.
Auch die Entstehung der Statue war nicht frei von Dramatik. Laut einem Artikel aus dem Jahr 1987 in der Pest Megyei Hírlap erlebten sowohl der Bildhauer als auch der Stier eine turbulente Zeit. Domonkos, der unter schwierigen Bedingungen arbeitete, wurde Zeuge, wie Csatlós gewaltsam in ein Gehege getrieben wurde, um ihn zu beobachten und zu skizzieren. Der Stier versuchte dreimal zu fliehen und konnte schließlich nur mit Hilfe eines klugen Hundes namens Fickó beruhigt werden. Von der Herde getrennt, wurde Csatlós beinahe von anderen Stieren angegriffen – ein eindringlicher Hinweis darauf, dass auch Tiere Außenseiter erkennen. Am Ende konnte Domonkos seine Arbeit vollenden. Zum Abschied luden ihn die Hirten zu einem gemeinsamen Essen ein und schenkten ihm ein ungewöhnliches Andenken: den Schwanzwirbel eines Stiers.
Ob der Stier tatsächlich Prüfungen „verhext“, bleibt ungewiss. Unbestritten ist jedoch eine andere Geschichte: Die Universität hatte einst eine eigene Katze. Marci, ein schwarzer Kater, kam eines Tages in den Garten und blieb ganze zwölf Jahre. Er wurde zur Campuslegende, geliebt von Studierenden, Mitarbeitenden und Professorinnen und Professoren gleichermaßen. Nach seinem Tod im Jahr 2023 sammelte die Universitätsgemeinschaft Spenden für eine Gedenkstatue. Heute sitzt Marci stolz auf einer Fensterbank eines der Gebäude – sein Andenken verewigt in Bronze, begleitet von einer mehrsprachigen Gedenktafel.
Von Zentauren zu ungarischen Hunderassen
Im weiteren Verlauf der Tour begegnen die Besucherinnen und Besucher einer Statue eines Zentauren, der häufig mit Firenze aus der Harry-Potter-Reihe verwechselt wird. Es folgt eine eindrucksvolle Installation des Künstlers Gábor Benő Pogány: ein neunteiliges Ensemble, das einheimische ungarische Hunderassen zeigt – darunter Puli, Pumi, Mudi, Magyar Vizsla, Drahthaar-Vizsla, Ungarischer Windhund, Siebenbürgischer Laufhund, Kuvasz und Komondor.
